2005-10-31 / Berliner Morgenpost / Klaus Geitel
Wie man Mozart zu Bach machen kann
Pianistin Angela Hewitt debütierte beim DSO
Ein Aufhorchen lassendes pianistisches Debüt gab die Kanadierin Angela Hewitt, assistiert vom Deutschen Symphonie-Orchester Berlin (DSO) unter Lawrence Renes in der Philharmonie. Vielgepriesen als Bach-Interpretin – zwischen ihren beiden Auftritten in der Philharmonie spielte sie an ihrem freien Abend in der Matthäuskirche die Goldberg-Variationen -, ließ sie ihre Vorliebe auch in den Vortrag des Klavierkonzerts d-Moll KV 466 von Mozart einfließen und färbte ihn entschieden, sprühend und geistreich nach ihrem eigenen musikalischem Bilde, als sei Mozart tatsächlich ein Schüler Bachs gewesen.
Das hörte sich leicht überraschend an. Der Klavierpart erklang wie gestochen, spitzfingrig geradezu, unaufgedunsen, durchaus attackierend und von großer Lebendigkeit. Miss Hewitt sprühte ihren Mozart geradezu zielstrebig in die Tasten, erleuchtet von einer unstillbar schönen Besessenheit, wie man sie sonst eigentlich nur von Martha Argerich gewohnt ist. Angela Hewitt sah sich gefeiert und revanchierte sich mit einer Zugabe. Natürlich von Bach. Das hätte man wahrhaftig voraussagen können.